Im Jahr 1928 feierte der Dabringhauser Turnverein 1878 e. V. sein 50-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass erschien eine Festschrift, die das damalige Vereinsleben, die Geschichte des Turnens im Bergischen Land und die Werte des deutschen Turngedankens eindrucksvoll dokumentierte.
Die Originaltexte wurden in Frakturschrift gedruckt – einer traditionellen deutschen Buchdruckschrift, die heute nur noch wenigen geläufig ist. Damit diese besonderen Zeugnisse unserer Vereinsgeschichte auch für heutige Leser verständlich bleiben, haben wir die Inhalte originalgetreu in die heutige Standardschrift (Antiqua) übertragen. Dabei wurde die Ausdrucksweise der Zeit bewusst erhalten, um Authentizität und Sprachgefühl jener Jahre zu bewahren.
Die nachfolgenden Seiten geben somit einen einzigartigen Einblick in das Selbstverständnis, die Ideale und die Festkultur des Vereins – in einer Sprache, die uns auch heute noch viel über Gemeinschaft, Heimat und Engagement sagt.
Hinweis:
Bei der Transkription wurde auf Lesbarkeit geachtet, jedoch blieben Stil, Rechtschreibung und Satzbau möglichst nah am Original. Die damalige Sprache mag heute teils pathetisch oder ungewohnt wirken, ist aber Teil ihrer Zeit und unseres Erbes.
[Download der Festschrift im PDF-Format]
Seite 2 – Gedicht: „An die Jugend!“
Deutsche Jugend, werde stark!
Hell das Aug’ und kühn die Brust,
deutschem Mut und deutschem Mark,
deutscher Treue pflichtbewusst!
Hoffnungsfroh und glaubensfest,
dass kein Sturm dich wanken lässt,
in dein Herz den Wahlspruch lege:
„Zieh gut deutsch allwege!“
Deutsche Jugend, zieh’ hinaus!
Heimatluft weht dich gesund.
Tausche für dein enges Haus
Bergeshöhn und Waldesgrund!
Straffe Sehnen, freier Blick
bringen rechtes Wanderglück.
Als dein Wandersprüchlein präge:
„Zieh gut deutsch allwege!“
Deutsche Jugend, wachs’ empor!
Schnelle, reife, junger Saft!
Treibe edle Frucht hervor:
Mannestreue, Manneskraft!
Deutsches Schicksal, deutscher Ruhm
deiner Seele Heiligtum!
Solchem Geist in Taten rege:
„Zieh gut deutsch allwege!“
Seite 3 – Deutsche Turnerschaft / Gau-Daten
Deutsche Turnerschaft
Stand am 1. Januar 1927:
18 Kreise, 12.788 Vereine und 1.649.993 Mitglieder
Kreis 8b Rheinland:
12 Gaue, 688 Vereine und 84.076 Mitglieder
Bergischer Gau
Stand am 1. Januar 1928:
30 Vereine und 1710 Mitglieder
Gau-Turnrat:
1. Grübler Karl, 1. Gauvortreter, Remscheid, Friedrichstr. 19
2. Böhle Emil, 2. Gauvortreter, Radevormwald, Höferhof
3. Senkbeil Arthur, Gau-Oberturnwart, Remscheid, Haddenbacherstr. 2
4. Stiebel Willi, Gau-Statistiker, Burscheid, Mittelstr. 7
5. Rathmann August, Gauschatzführer, Remscheid, Beuthenerstr. 27
6. Müller Heinrich, Gau-Männerturnwart, Remscheid-Hasten, Unterhützerstraße
7. Poschacher Wilhelm, Gau-Fraueturnwart, Remscheid, Sandfuhrstraße
8. Lücking Willi, Gaujugendwart, Remscheid, Ratherrstraße
9. Andersen Wilhelm, Gauschriftwart, Remscheid, Lindenstraße 10
10. Riel Max, Gaukampfrichterwart, Remscheid, Anemonenstr. 5
11. Weigelt Gustav, Gau-Spielwart, Wermelskirchen, Hülsenbeckerweg
12. Schwambusch Willi, Gausängerwart, Remscheid, Alleestr. 5
13. Zehner Karl, Gauwanderwart, Remscheid
14. Klar Clara Elise, Gaufrauenwartin, Remscheid
15. Dr. Brügelmann, Gausanitätswart, Remscheid, Hindenburgstraße 11
16. Steinhaus Willi, Gau-Chemtinpelwart (?), Remscheid, Klosterstraße 1
17. Bär August, Gau-Ehrenratswart, Remscheid-Hasten, Richardstraße
18. Jülicher Hugo, Gauchristwart, Burscheid, Lindenweg 1
19. Niehoff Fritz, Gaukassenprüfer, Remscheid
20. Krüger Otto, Gaukassenprüfer, Remscheid
21. Genssler Fritz, Gaukassenprüfer, Remscheid
22. Wermter Paul, Gaulehrer, Remscheid
23. Möller Gustav, Bezirksvertreter des Bz. 32, Bergisch-Gladbach
24. Köster Paul, Bezirksvertreter des Bz. 33, Burscheid
25. Möller Ernst, Bezirksvertreter des Bz. 34, Hückeswagen
26. Siebold Max, Bezirksvertreter des Bz. 35, Gieler
Seite 4 – Ehren- und Förderausschuss
Ehren- und Förderausschuss:
(Grün-weiße Schleifen-Rosette)
Landrat Dr. Bechhaus, Lennep, Vorsitzender
Wallse, Bürgermeister
Bauer, Beigeordneter
Beß Wilhelm
Dr. Becker, Regierungsrat, 1. Vertreter des Kreises 8b
Dr. Conrads, Gerichtsreferendar
Prof. Dr. C. Duisberg, Geh. Reg.-Rat
Fischer Otto
Garschagen Ewald
Grüber, Stadt-Turnrat i. R., 1. Gauvortreter
Dr. Karl Daniel, Landrat a. D.
Haulisch Walter
Hinrichs Oskar, Amtsrentmeister
Dr. med. Kramer, prakt. Arzt
Löhmer Alfred
Löhmer Hugo
Müller Josef
Pfeiffer Otto
Schultermann Ferdinand
Dr. Ing. et. phil. h. c. Schreiber
Seeger, Pfarrer
Seidelmont Walter
Siebold Max, Bezirksvertreter
Starke, Pfarrer
Tampier Gustab
Weber Otto
Als Vereinsgründer gehören diesem Ausschuss an:
Blasberg Ernst, Köln, Brüsselerstraße 94
Weber Hermann, Barmen, Wertherstraße 42
Stöck Hugo, Barmen, Lichtenplatz 388
Scholz Robert, Dorf bei Solingen
Schilling August, Burscheid
Schiller Lennart, Windeck
Tillmanns Richard, Dabringhausen
Seite 5 – Festordnung (Samstag und Sonntag)
Festordnung:
Samstag, den 1. September
16.30 Uhr: Beginn der Jugend-Wettkämpfe.
18.30 Uhr: Abholen der Vereinsfahne beim Vorsitzenden.
18.30 Uhr: Kampfrichterbesprechung im Festzelt.
19.00 Uhr: Fackelzug durch den Ort zum Festzelt.
Festfolge:
I. Teil:
1. Zwei Fanfarenmärsche:
a) Sie gut Brandenburg allwege,
b) Herbeltsheimer Reitermarsch, Herrion.
2. Duettitre 2. v. „Orpheus in der Unterwelt“ v. Binder.
3. Festpruch.
4. Begrüßung und Übergabe des Festes an die Gauleitung, Jahrfeier des bergischen Gaues, Ehrung der Sieger des Gaues vom
11. Deutschen Turnfest.
5. Jugendführer Durchsicht.
6. Barren-Riege – D.T.V. 1878 e. V.
7. Gesang: Ein Weg, ein Ziel, ein Streben.
8. Leichtübungen, Riege Gold, Schlüchtern (Vater mit 6 Söhnen).
9. O Siehert Morgenlied, Solo für Trompete (Herr Klein)
10. Gruppe.
II. Teil:
10. Fantasie a. d. „Trombadour“ v. Verdi.
11. Ges.: Deutschland, Rheinland, Vaterland.
12. Einmarsch der Turnerinnen des Vereins und Spielverein des H.G.
13. Freiübungen, Sechtruf.
14. Gesang: a. d. Geist des Widderich, v. Großmann.
15. Fackelzug der Jugend, Waldlauf.
16. Turnerlied: Wir sind die Alten.
17. Gesang: Morgenrot, (Schäfer), Ges. Fletemann, v. Strauß.
18. Ehrung der Jugendmedaile.
Die Ortsgemeinden haben in liebenswürdiger Weise Bespannvorkehrungen zugesagt.
Änderungen der Festfolge bleiben vorbehalten.
Sonntag, den 2. September:
6 Uhr: Wecken.
7.30 Uhr: Antreten der Wettturner und Turnerinnen auf dem Festplatz.
8 Uhr: Beginn der Wettkämpfe.
11 Uhr: Frühkonzert im Festzelt.
13.45 Uhr: Antreten zum Festzug (Straße zum Turnplatz).
Nach dem Festzug: Allgemeine Freiübungen der Turner und Turnerinnen, Turnen der Gauwettberiege, Sondervorführungen, Stafelläufe, Siegerehrung.
Ab 18 Uhr: Großer Festball im Zelt
Die Musik wird ausgeführt von der Kapelle der Freiwilligen Feuerwehr der Bergischen Stahl-Industrie Remscheid, unter Leitung des Kapellmeisters Herrn Oskar Ball
Wettkämpfe:
1. Zwölftkampf in einer Stufe für Turner.
2. Neunkampf für Altersturner in drei Stufen (35–39, 40 bis 44 Jahre).
3. Sechskampf desselben über 45 Jahre.
4. Volkstümlicher Dreikampf für Altersturner in drei Stufen, 35–39, 40–44 und über 45 Jahre.
5. Volkstümlicher für Jugendturner in zwei Stufen, 14–15 und 16–17 Jahre.
6. Volkstümlicher Dreikampf für Jugendturner in zwei Stufen.
7. Geräteturnen der Turnerinnen in einer Stufe.
8. Staffelläufe.
Mitunter zeigt und Sondervorführungen.
Eintrittspreise:
1. Mitwirkende Turner Sonntags 0.30 RM, Samstags und Sonntags 1 RM.
2. Sonstige Karten je Tag 1 RM, für beide Tage 1.50 RM.
Festbuch, die Festfolge enthaltend, 0.50 RM.
Vorverkauf:
Garschagen Ewald, Wohnung und Empfangsbüro.
Siebold Max, Barmen, Vereine des 1. Bezirks, ausgenommen Remscheid und Lennep.
Müller Josef, Remscheid.
Riel Max, Remscheid, Vereine des 2. Bezirks.
Seidelmont Walter, Remscheid, Vereine des 3. und 4. Bezirks.
Vogelsang, Vereinslokal:
Altbierhalle Turn-Verein Jahn, Remscheid.
Die Umkleideräume werden in den Standquartieren bekannt gegeben.
Geschichte des Dabringhauser Turnvereins 1878 e. V.
Nach dem unglücklichen Ausgang des uns aufgezwungenen Krieges 1914–18 blieb auch das sonst so stille Dabringhausen von der feindlichen Besatzung nicht verschont. Protokollbücher und Vereinsakten fielen in die Hände der Feinde. Harmloses, aber für uns wertvolles Papier wurde von denen vernichtet, die ein deutsches Herz nicht bezwingen konnten.
Leider ist es daher nicht möglich, einen erschöpfenden Bericht über die Geschichte des Vereins zu geben. Es soll versucht werden, dieser Aufgabe soweit wie möglich gerecht zu werden.
Nach der noch vorliegenden Festschrift für das Gauturnfest in Dabringhausen vom 30. Juli 1904 erklären sich im Jahre 1878 auch in Dabringhausen der Ruf begeisterter Männer und Jünglinge für die körperliche Ertüchtigung, geistige Schulung und sittliche Festigung durch Turnen begeistert. Eine Eintragung dieser Gründung ist nicht zu finden. Es ist deshalb mit gutem Grunde anzunehmen, dass folgende Männer den Verein gründeten:
1. Karl Weber
2. Heinrich Fischenich
3. Heinrich Esch
4. Peter Wilhelm Hermanns
5. Gottlieb Ewertz
6. Ernst Tillmanns
7. Reinhard Freudenberg
8. Gerhard Ewertz
9. Hugo Blasberg
10. Johann Tillmanns
11. Wilhelm Hermanns
12. Wilhelm Tillmanns
13. Heinrich Tillmanns
14. Gottlieb Hermanns
15. Jakob Behrend
16. Heinrich Fischenich jun.
17. Peter Fischenich
18. Wilhelm vom Feld
19. Wilhelm Schmitz
20. Ernst Blasberg
21. Hugo Blasberg
22. Hermann Rosenthal
23. Hermann Wermelskirchen
24. August Tillmanns
25. Paul Tillmanns
26. Wilhelm Wermelskirchen
27. August Tillmanns
28. Richard Meuß
Ehrentafel der gefallenen Turnbrüder
Es ist zu danken, wenn wir auf deutschem Boden, am deutschen Rhein, dem Schicksalsstrom, das 11. Deutsche Turnfest feiern konnten, wenn wir heute auf deutschem Boden unsere Goldene Jubelfeier als deutsche Turner begehen können.
Erinnerung, täglich sich tiefer einprägend, müssen sie uns sein, an Deutschlands Größe und Macht, mahnen sollen uns die Gefallenen an deutschem Heldentum und deutsche Treue. Mahnen sollen sie uns, nachzuarbeiten ihrer Eingabe an unser deutsches Vaterland, mahnen sollen sie uns, jederzeit treu zu sein im Dienste des Volkes. Die deutsche Turnerschaft bietet die beste Gewähr hierfür.
Am 11. März 1922 wurde die Ehrentafel für unsere gefallenen Turnbrüder geweiht, die folgende Heldennamen aufweist:
1. Walter Bäcker, gefallen 6. 7. 1915
2. Arthur Weber, gefallen 8. 7. 1916
3. Franz Becker, gefallen 12. 7. 1916
4. Heinrich Schmitz, gefallen 16. 10. 1916
5. Emil Miebach, gefallen 13. 3. 1916
6. Erwin Blum, gefallen 13. 9. 1916
7. Arnold Hülsberg, gefallen 12. 12. 1916
8. Ernst Fuchs, gefallen 19. 12. 1917
9. Ernst Tillmanns, gefallen 1. 2. 1918
10. Heinrich Völker, gefallen 18. 4. 1918
11. Walter Jünker, gefallen 15. 5. 1918
Zeit nach dem Weltkrieg und Wiederbelebung des Turnbetriebes
Während des Weltbrandes kam naturgemäß der Turnbetrieb zum Erliegen, folgten doch gerade unsere Führer freudig und mit hohem Stolze dem Rufe des Vaterlandes zu den Fahnen. Aber schon unmittelbar nach Kriegsschluß, am 9. 3. 1919, trat der Verein wieder zusammen. Allen sich entgegenstellenden Schwierigkeiten, in erster Linie auf die Beziehung und die Beschaffung eines Turnraumes und der Turngeräte zurückzuführen, zum Trotz, regte sich wieder der Turnergeist. Leider boten sich nicht gerade fernliegende und den Zwecken entsprechende Räume, die hier zu errichten im Bewußtsein angebracht sei, weil die treuen Anhänger der Deutschen Turnerschaft mit dazu beitragen, die deutsche Jugend ins Turnen einzuführen, und wenn auch mit einer verhältnismäßig geringen Zahl Freigeister turnen und in Jahrzehnten Glieder der alten rot-weiß-roten Fahne ihre Ziele wiederholt kurzschlüssig wählten.
Einen Erfolg eigenen Willens konnte man feststellen. Rege Turnerleben entfaltete sich abblüh, das insofern spirituell Einschränkung erlang, als die Räume in dem Maße nicht ausreichten, daß man Turnen und Spiel treiben konnte, gleichzeitig sich hier für den damaligen wirtschaftlichen Standpunkt der Gemeinden in dem Verständnis Wandel ausdrückte.
Im Juni 1923 wurden die ersten Verhandlungen wegen des Grundwerberbes für einen Turn- und Spielplatz gepflegt. Die Umbauung des Platzes war eine alte, heute noch gehegte Herzensangelegenheit. Es ergab sich in notwendiger Weise eine Satzungsänderung, die im Frühjahr 1925 beschlossen wurde. Der Zweck des Vereins, die Satzung, die im Unterschied zu den Ausführungen der 2. angepaßt wurde, wurde am 29. 4. 1925 durch Verfügung des Herrn Landrats genehmigt. Nach wiederholtem und zähem Bemühen, das ein starkes Aushalten und verständige Zielstrebigkeit verlangte, wurde der Verein endlich in das Vereinsregister in Wermelskirchen eingetragen. Der langgehegte Plan, ein eigenes Vereinsgrundstück zu erwerben und darauf die Turnstätte zu errichten, war damit in greifbare Nähe gerückt. Die Eigenleistung vieler Mitglieder und die Großherzigkeit freiwilliger Spender legten die erste Basis, worauf das Förderwerk fonfie verwirklicht werden konnte.
Einweihungsfeier des Turn- und Spielplatzes
„Das Werbe-Turnfest des 4. Bezirks, verbunden mit der Einweihung des Turn- und Spielplatzes des D.T.V. 1878 e. V.
Der Samstag war wieder einmal ein so typisch bergischer Regentag. Aber trotz des Regens und trotz des unheimlich grauen Himmels waren in Dabringhausen viele fleißige Hände dabei, dem Orte ein festliches Gepräge zu geben, und als die Dunkelheit kam, da hatte das Dorf sein bestes Festkleid angelegt. Alles prangte in frischem Grün, Fahnen und Wimpel in allen Farben vermittelten das farbenfrohe Bild. Als die ersten Bünde u. Vereine eintrafen und unter den festgebenden Vereinen in ihren Ehrenkordon durch den Ort zogen, da wurde schon ein unvergesslicher Eindruck gewonnen. Mit ihrem Anführer zogen die Turner langsam dem Festplatz entgegen, vorbei an dem Ehrenmal hoch über dem Festplatz, aber die dort versammelten Turner bekräftigten würdig ihre Zustimmung zur Einweihung.
Am Sonntagvormittag brachte prächtiger Sonnenschein. Das war Turner-Heil! Ein frischer Wind wehte über die Herbstlandschaft dahin, als die Turnerinnen und Turner des 4. Bezirks und des Gastbezirks vom Vereinslokal der hiesigen Turnerschaft sich pünktlich um 1 3/4 Uhr zum Festzug gruppierten. Der feierliche Weg durch die unzähligen Zuschauermengen am Ortsrande zum Festplatz hin nahm den Charakter eines festlichen Festbildes an, der Schnittpunkt des Demonstrationszuges war erreicht, von dem der schneidige Klang der Musik vorwärtsrückte zu Fest.
Auf dem Festplatz hatten sich inzwischen, als die Turnerschar ankam, zahlreiche Ehrengäste eingefunden. Der Vorsitzende des Vereins, Erziehungsinspektor Siepenbach, und mit ihm die Ehrengäste, Herr Landrat Dr. Bechhaus aus Lennep, Herr Bürgermeister Wallse und Herr Kreizungspräsident Dr. Bartels aus Lennep eingefunden. Sie, wie auch die erschienenen Gäste aus dem Kreise, der Gemeindevertretung u.a., begrüßte der Vorsitzende herzlich willkommen. Sodann wurde dem Vorsitzenden eine Ehrenurkunde überreicht, wonach er zum Ehrenmitglied des Vereins ernannt worden ist.“
Reden der Ehrengäste und Turnerfest am Sonntag
Der Sonntagnachmittag brachte prächtigen Sonnenschein. Das war Turner-Heil! Ein frischer Wind wehte über die Herbstlandschaft dahin, als die Turnerinnen und Turner des 4. Bezirks und das Geschlecht der Turn-Vereins 30 von dem Vereinslokal der hiesigen Turnerschaft sich pünktlich um 1¾ Uhr zum Festzug gruppierten. Der feierliche Weg durch die unzähligen Zuschauermengen am Ortsrande zum Festplatze hin nahm den Charakter eines festlichen Festbildes an, der Schnittpunkt des Demonstrationszuges war erreicht, ...
Auf dem Festplatz hatten sich inzwischen, als die Turnerschar ankam, zahlreiche Ehrengäste eingefunden. Der Vorsitzende des Vereins, Erziehungsinspektor Siepenbach, begrüßte Herr Landrat Dr. Bechhaus aus Lennep, Herr Bürgermeister Wallse und Herr Kreisschulinspektor Dr. Bartels aus Lennep eingehend. Sie, wie auch die erschienenen Gäste aus dem Kreise und der Gemeindevertretung, wurden durch den Vorsitzenden herzlich willkommen geheißen. Sodann wurde dem Vorsitzenden eine Ehrenurkunde überreicht, wonach...
Herr Landrat Dr. Bechhaus bezeichnete mit Recht den neuen Platz als einen Markstein in der Geschichte des Dabringhauser Turn-Vereins. Herr Bürgermeister Wallse wies auf die Schwierigkeiten hin, die sich der Fertigstellung dieses gelungenen Werkes hemmend entgegengestellt hätten und dankte dem Vereinsvorstande für die opfernde und erfolgreiche Tätigkeit. Er schätzte das Turnen nicht nur als Mittel der körperlichen und geistigen Ertüchtigung des Einzelnen, sondern vor allem als Mittel zur Festigung unseres ...
Aus der jüngeren Vereinsgeschichte
Dient am Volke, ein Weg zum Wiederaufstieg unseres heißgeliebten Vaterlandes. Spontan stimmte die Menge das Deutschlandlied an, und die Musik fiel mit nachstürmenden Akkorden ein. Nur allmählich leerte sich der Spielplatz und die Freude über den gelungenen Tag vereinte bis zur späten Nachtstunde Turner und Gäste in den Lokalen unseres freundlichen, schmucken Dörfchens.
Aus der jüngeren Vereinsgeschichte verdienen noch folgende Daten der Erwähnung:
1911: Gründung der Damenriege
17.10.1920: Reichsjugend-Wettkämpfe des 4. Bezirks
6.8.1922: Bezirksturnfest
13.8.1922: Waldlauf des 4. Bezirks
5.8.1923: Beteiligung am Hermannslauf
10.2.1924: Beteiligung an der Engelsbergtauffel
17.1.1926: Schülerbildung vor dem Rathause aus Anlaß der Ernennung des Herrn Reichskanzlers Marx
Oktober 1926: Bildung einer Handball-Mannschaft
7.11.1927: Hindenburg-Spiele
Während des 50jährigen Bestehens wurden die Vereinsgeschäfte von nachstehenden Vorsitzenden geführt:
1. Heinrich Hermann vom 26.8.1878 bis 1888
2. Gottlieb Hermanns
3. Ernst Tillmanns
4. Peter Wilhelm Hermanns
5. Siegb. Fink vom 10.3.1910
6. Jakob Behrend bis 10.8.1917
7. Peter Tillmanns
8. Richard Meuß vom 9.3.1919
9. Otto Frijh bis 15.9.1922
10. Jakob Behrend bis 28.12.1923
11. Richard Meuß bis 6.8.1925
12. Otto Frijh vom 5.1.1925 und ab dann
13. Friedrich Josef
Schlusswort
Leibesübung ist Dienst am Vaterlande. Dieser Wahlspruch, der auch über unserer Turnhalle steht, soll unser Leitsatz sein für alle Zeit.
Wir geloben es an unserem Jubeltage:
Getreu der Fahne, getreu dem Vaterlande,
getreu dem Turnen, getreu dem Verein!
Dabringhausen, im August 1928
Der Vorstand
Festlieder
Turnerlied
Wer der Jugend Ideale noch das Leben nicht geraubt, wer an Freundschaft und an Freiheit noch mit glühender Seele glaubt, wer noch hoch und heilig achtet deutsches Wort und deutsche Kraft, der ist allzeit willkommen in der Deutschen Turnerschaft.
Grad' ein Sinn und schlichte Sitten, frischen Körper, frischen Geist will ich an dem deutschen Manne rühmen mir zu allermeist; wie die Väter einstmals schmiedeten, in der rauhen Felsenzeit, so werde nicht in unsern Tagen der Zuchtgeist abgeleit’!
Drum die fröhneren Gedanken, frohsam einer heitern Flur, und so sammeln, rauben, rühren die gewaltige Kultur; aber deutsch und uns gebildet, Sprache, Herz und Manneskraft, und wir heißen: jung geblieben in der Deutschen Turnerschaft!
Im gesunden Körper wohne frischer Geist und froher Sinn, schritten unter Bundeszeichen unser junge Fahnen hin. Laßt uns alle ruhig streben, daß es fürder so auch sei; daß der Bund zu allen Zeiten währet, blühe und gedeih!
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Jugendfrisch durchglühet
(Weise: Turner auf zum Streite.)
Jugendfrisch durchglühet, Bild der Manneskraft, hebt stolz erglühet uns're Turnerschaft!
Wie ein Eichbaum stark, deutsch bis in das Mark!
Turnerrat zu währen grünt ein Zweiglein fein, dran, seit 50 Jahren: Unsre Turnerei!
Auch im Jubelschlag noch fein Greiß, frisch dabei!
Fragt in seinen Reihen nicht nach Rang und Stand, wenn er tüchtig, frisch, frei, frohem Sinn erkannt!
Fromme Sitte lebt, wächst deutscher Art!
Was einst in unsern Schaffen nimmer schärfer ruft, führt dem Volk in Waffen mannhaft seine Kraft!
Auch uns Blut geweiht, Feldmannschaft bereit!
Rang im Turnerreite bei des Festesglanz, holt als Siegesbeute mancher Geistersanz.
Stark und siegesbereit glüht uns're Kraft so weit und breit!
Turner, ziehe ruhig weiter, blicke fort und fort, deutsches Sinns Verbreiter, deutsches Turners Wort!
Grüßt den Turnersport! Frei mit Festeshort!
Auf, ihr Turnerbrüder, nehmt das Glas zur Hand! Brausend hallt es wider von der Wellenwand!
Stimmt mit mir ein: Heil dem Turn-Verein!
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Deutschland, Rheinland, Vaterland
(Weise: O Deutschland hoch in Ehren.)
Das Land, drin wir geboren, darin wir froh und frei
Verbleiben einst in goldner Zeit der Jugendblütenmai.
Ist uns wie eine Mutter wert und wie bereitet in Glück
Steh’n treu zur Heimat, Haus und Herd, wir auch im Missgeschick.
Unbeirrt nicht geschlagen, mutig dann, wenn Trübsal droht,
Fest vertrauend, vorwärts schauend, nach der Zukunft Morgenrot.
Dir mein Deutschland, Rheinland, Vaterland,
Schwören Treue wir mit Herz und Hand,
Fest in Not und in Gefahr,
Hält zu dir die Turnerschar.
Wo alte Burgruinen sich spiegeln still im Strom,
Wo all das Zeichen deutscher Kunst der stolze ehr’ge Dom,
Wo man mit frischem Streben schafft, wo edle Kunst man pflegt,
Wo noch die wahre deutsche Art, die Väter einst gehegt,
Wo man der Arbeit nie sich schämt, die Hand rauh man nicht scheut,
Und sie wollen dort in schöner Stunde steh’n!
Dir mein Deutschland, Rheinland, Vaterland.
Die deutsche Art und Sitten, der Väter Biedersein,
Was stolz’ höhere Zeit nicht fiel für schändlichen Gewinn.
Das halten hoch wir Jungturner allzeit ungebeugt, gepflegt,
Was einst den Alten galt als Pflicht, ist uns’re Pflicht.
Deutsch und treu, frank und frei, wir erfüllen uns’re Pflicht.
Dir mein Deutschland, Rheinland, Vaterland.
Die Jugendkraft erhebet mit Lust die Turnerschar,
Sie freut sich ihres Bundes, frisch wie der Lenzenschar.
Und so wie Rheinlandslieder schallen in vergang’ner Zeit,
So klingt es heut wie einst, gleich stark und schön und weit:
Dir mein Deutschland, Rheinland, Vaterland.
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Bergisches Heimatlied
Wo die Wälder noch rauschen, die Nachtigall singt,
die Berge hoch ragen, der Amboss erklingt,
wo die Quelle noch rinnt aus moosigem Stein,
die Bächlein noch murmeln im blumigen Hain,
wo im Schatten der Eiche die Wiege mir stand:
Da ist meine Heimat, mein Bergisches Land.
Wo die Schwerter man schmiedet, dem Lande zur Wehr,
wo’s ringt und flingt, dem Höchsten zur Ehr’,
wo das Echo der Berge am Felsen sich bricht,
der Sinne laut schmettert im sonnigen Licht,
wo der Handschlag noch gilt als das heiligste Pfand:
Da ist meine Heimat, mein Bergisches Land.
Wo die Wupper wild woget auf steinigem Weg,
an Klippen und Klüften sich windet der Steg,
wo rauschende Schollen und Radbergakraft,
die flammende Esse, der Hämmerglanz,
verkünden von Arbeit, von schaffender Hand:
Da ist meine Heimat, mein Bergisches Land.
Wo im Dämmerbar wonnig der Morgen erwacht,
im blühenden Tale das Frühjahr lacht,
wo das Mägdelein treu und das Lied noch so fromm,
wo der Sänger noch singet das Lied von daheim,
wo der Strahl sich verliert in fernes Gewand:
Da ist meine Heimat, mein Bergisches Land.
Keine Rede wohl ranket am felsigen Hang,
kein mächtiger Strom fließt die Täler entlang,
doch die Heimat, sie fand so heil’gen Bestand
wie das Herz, das sich fest an die Heimat verband.
Schlägt mein Herz der Heimat, dem Bergischen Land.